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Jul
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Einsortiert unter (Allgemein) von Charlotte am 27-07-2007

Einige werden die Geschichte von Groß Bademeusel bereits aus der Lausitzer Rundschau kennen: Der Veloblog und meine Ankunft in Groß Bademeusel sind dort auf einer ganzen Seite präsentiert… die Berühmtheit am Ende des Weges.

Als ich Roswitha über den Gartenzaun hinweg fragte, ob sie vielleicht jemanden kenne, bei dem ich die Nacht verbringen könnte, hat sich die Tür sanft geöffnet - ich war fündig geworden.

In Groß Bademeusel (einem 250-Seelen-Dorf) kennt man sich offenbar. Während man mir erzählt, dass die jungen Frauen des Dorfes gerade dabei seien, Faustball zu spielen, zeigt mir der Nachbar Claudius die Schmiede seiner Eltern.
Ambosse und Hämmer, einer schwerer als der andere: Es öffnet sich ein Bild aus einer anderen Zeit. Heute ist die Schmiede nicht mehr in Betrieb. Claudius weiß nicht, was er nun damit machen soll. Warum nicht ein Museum für die Fahrradfahrer, die ein paar hundert Meter weiter die Neiße entlang fahren?

Wir, also meine Gastgeberinnen Roswitha und Liana und ich, haben den ganzen Abend bei einem Glas Kirschwein (aus eigener Herstellung) über die Region gesprochen. Die lokalen Sehenswürdigkeiten kamen dabei selbstverständlich zur Sprache, so zum Beispiel die Sprengstofffabrik, die sich heute auf der anderen Seite der Grenze befindet. Mit ihren einziehbaren Wegen und den Bunkern war sie gut vor dem Feind geschützt und bis 1945 in Benutzung. Heute kann man diesen Ort mit Führer besuchen.

Ansonsten haben wir über alte Zeiten geredet. Roswitha ist heute Großmutter und weiß eine Menge zu berichten. Die Zeiten haben sich seit der Wende sehr geändert. Heute reicht es nicht mehr, nur zur Schule zu gehen und zu studieren, um eine Arbeit zu bekommen. Heute ist es anders. Man spürt einen nostalgischen Unterton bei Roswitha, die sich manchmal richtig aufregt. Noch einmal höre ich, dass es sehr schwer ist, in der Region Arbeit zu finden. Viele junge Leute gehen weg oder arbeiten für 400 Euro im Monat (Minijob), wie mir Liana erklärt.

Aber bei meinen Gastgebern ist der Nachwuchs mit der kleinen Ronja, die ständig um Hilfe beim Herumspringen bittet, gesichert. Drei Generationen unter einem Dach in Harmonie und guter Laune (1, 2). Liana, die junge Mutter, kann es sich nicht anders vorstellen: Sie ist auch mit ihren Großeltern im gleichen Haus aufgewachsen und möchte am Austausch der Generationen festhalten.

Zum Frühstück ist auch der Papa da. Er muss erst am Nachmittag zur Arbeit. Rene ist Zollbeamter. Mit seinen Kollegen fährt er im deutschen Teil der Region Streife, um Autos zu kontrollieren und den Schmuggel einzudämmen. Oft finden sie Zigaretten, die aus Russland kommen. Und das wird wohl auch selbst nach Polens Beitritt zum Schengener Abkommen so weitergehen.

Rene nimmt sich auch die Zeit, mir die Geschichte des Dorfes zu erzählen. Am nächsten Tag las ich in der Lausitzer Rundschau, dass ich es mit dem Bürgermeister von Groß Bademeusel zu tun hatte. Er erzählte, dass sich die Gemeinde vor langer Zeit auf der anderen Seite der Neiße befand. Dann haben sich die Bewohner entschieden, das Dorf auf diese Seite “umziehen” zu lassen, um Überschwemmungen aus dem Weg zu gehen. Ein Zufall der Natur also, dass sich die Gemeinde heute auf der deutschen Seite befindet…



1 Kommentar zu "Zwischenstopp in Groß Bademeusel: Familienstimmung"
fr hervé am 6. August 2007 um 23:20

Et maintenant du vin de cerises!…La cirrhose t’attend!

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