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Einsortiert unter (Allgemein) von traduction.allemand am 23-08-2007

Während er mir die moderne Anlegestelle von Mescherin mit den leeren deutschen Zollhäuschen zeigt, erzählt mir Herr Menanteau von den Butterfahrten, jenen Bootsfahrten, zu denen Deutsche wie Polen in Massen strömten, um zollfrei Produkte zu kaufen. „Um die tausend Polen kamen zu Fuß über die Oderbrücke (1, 2), um auf der deutschen Seite an Bord der Schiffe zu gehen. Und es kamen auch etwa 20 deutsche Busse, die weitere Passagiere brachten“, erklärt Herr Menanteau. Schwer vorstellbar bei einer 500-Seelen-Gemeinde wie Mescherin.

Doch noch schwieriger zu verstehen ist für mich das für die Gewässer der Oder damals gültige Zollsystem. Die auf der deutschen Seite registrierten Schiffe nahmen ihre Passagiere auf, fuhren dann zur polnischen Seite und ließen sich dort registrieren. De facto verließen sie somit Deutschland. Die Produkte an Bord konnten nun zollfrei verkauft werden. Daraufhin fuhren die Schiffe eine Schleife und kehrten zur deutschen Seite zurück, wo sie ihre gesättigten Passagiere entluden. Etwa im Stundenrhythmus legten die Schiffe an und tauschten ihre Kundschaft aus. „Für die Gemeinde war das Geschäft mit den Butterfahrten sehr rentabel. Zwei Reedereibetriebe mieteten unsere Anlegestellen.“ Doch seit Polen im Mai 2004 der EU beigetreten ist, leeren sich die Kassen der Gemeinde: die Butterfahrten gibt es nicht mehr und die Anlegestellen von Mescherin sind günstig zu mieten…

Und wieder reden wir vom Geld: Mit dem Beitritt Polens zur EU wurde auch die Oderbrücke, die Mescherin mit Gryfino auf der polnischen Seite verbindet, für den Kraftwagenverkehr geöffnet. Die Kontrollen nahmen ab, man konnte es sich ja erlauben, erklärt mir der Bürgermeister von Mescherin. Doch plötzlich stellte auch die Wäscherei auf der polnischen Seite, welche den Großteil der Hotels auf der deutschen Seite beliefert, ihre Fähre praktisch ein. „Die Wäscherei hatte eine Fähre eingerichtet, um die Staus bei Schwedt zu umgehen. An unserer Anlegestelle wurde die Wäsche dann entladen und auf firmeneigene LKW verladen.“ Doch seit die Brücke für den LKW-Verkehr geöffnet ist, hat die Wäscherei ihren Fährbetrieb natürlich eingestellt.

Doch glaubt jetzt nur nicht, Herr Menanteau wolle Polen nicht in der EU haben, nein: es ist vielmehr die finanzielle Situation seiner Gemeinde, der er als Bürgermeister seit mehr als sechs Jahren vorsteht, die ihm Sorgen bereitet. „Man muss jetzt umdenken und gemeinsam europäische Projekte entwickeln, um Gelder zu bekommen, Deutsche und Polen zusammen.“



1 Kommentar zu "Duty-Free-Schiffe und Frische-Wäsche-Fähre"
fr hervé am 25. August 2007 um 23:21

Façon très particulière de laver son linge sale entre germano-polonais?

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