Fest entschlossen, einen Teil des Wegs auf dem Fluß zurückzulegen, um die Grenze auch anders zu erleben, kümmert sich jetzt Andre Schneider um mich. Er ist Fischer und der Neffe der Familie Schneider, die das Fischgeschäft weiter südlich in Finkenheerd betreiben, wo das Veloblog in der vergangenen Woche Halt gemacht hat. Ebenso sympathisch erklärt mir Andre, dass es heute nicht mehr möglich ist, vom Fischfang zu leben. Er hat zwar eine Ausbildung gemacht, um diesen Beruf zu erlernen, aber die Zukunft sieht er eher in den Radwegen der Oder-Neisse-Region. Nicht weit vom Grenzübergang entfernt, verkaufen die Schneiders die Fische, die sie in der Oder gefangen haben, und in Kuhbrücke, ein paar Kilometer weiter nördlich, führen sie eine Pension am Rand des Deichs. “Wir verdienen unser Geld eher mit dem Tourismus als mit der Fischerei”, sagt mir Andre, während er mir die Zimmer und den Gemeinschaftsraum mit Küche zeigt, wo die Besucher zusammenkommen können. Die Schneiders bieten auch Boots- und Kanu-Touren auf der Oder an, auf denen sie Interessierten gerne von der Region erzählen. “Wir warten darauf, dass die Grenzen sich öffnen, damit wir unsere Aktivitäten in Richtung Polen ausweiten können.” Andre nimmt sich morgens Zeit, um mit mir zu paddeln. Eine kleine Fahne mit den Deutschland-Farben ist auf dem Kanu gehisst. “Das ist Pflicht”, sagt Andre und ergänzt, dass das Befahren der Oder vor der Wiedervereinigung gar nicht erlaubt war. “Derzeit kann man auf der Oder fahren. Wenn man aber die Warte befahren und weiter nach Polen fahren will, muß man haufenweise Formulare ausfüllen. Wir warten auf´s nächste Jahr, wenn die Grenzen geöffnet werden, um loszulegen.” Gleiches gilt fürs Fischen. Die Vorschriften ändern sich von einem Fluss zum andern. Polen wie Deutsche müssen in Besitz einer Fangerlaubnis des Landes sein, in dem sie fischen. Und während erstere ihre Autos bis an den Fluß fahren dürfen, müssen letztere in mindestens 500m Abstand zur Oder parken und anschließend ihre Ausrüstung selber an den Fluss tragen. Erklärt sich so vielleicht die größere Zahl an Fischern auf der polnischen Seite? Wir lassen uns bis auf die Höhe von Genschmar treiben, wo Andres Schwager uns mitsamt meines Fahrrads und Gepäcks im Anhänger aufsammelt. Das ist wirklich toll, denn so kann ich meinen Weg mit dem Rad fortsetzen, nachdem ich in Andres Gesellschaft eine wunderbare Zeit verbracht habe.
2 Kommentare zu "Mit dem Kanu von Küstrin-Kietz bis Genschmar"
Il t’a bien menée en bateau, cet André?…Apparemment, oui! SHER SCHÖNER TEXT WIR SIND BEGEISTERT!!!!!!!!!!! Hinterlasse einen Kommentar
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