Nachdem ich der Kellnerin im Café von Groß Neuendorf, Frau Raasch, vom Veloblog erzähle, schlägt sie mir vor, die Nacht bei ihr zu verbringen. Verabredet wurde sich ganz einfach in Neulewin, ungefähr 15 km nördlich von Groß Neuendorf. Ich nehme mir noch die Zeit, ein bisschen in der 400-Seelen-Gemeinde umher zu fahren und folge den Pfeilen zum jüdischen Friedhof und schließlich zur Synagoge. Groß Neuendorf spielt die Tourismus-Karte und macht seine Trümpfe gut zugänglich. Am alten Hafen erklärt mir ein Bewohner mit weißen Haaren die Geschichte der Getreidespeicher, aus denen heute Hotels geworden sind: früher fuhren Lastkähne die Oder hinunter und wechselten im Hafen die Fracht. Getreide, Zuckerrüben, Gemüse usw. Ein Teil der Waren wurde anschließend von 1911 bis 1971 mit Hilfe eines kleinen Zugs in die ehemaligen Sümpfe des Oderbruchs transportiert. Dann gewann der Straßenverkehr die Oberhand und der kleine Zug blieb nichts als Erinnerung. In Neulewin hielt der kleine Zug ebenfalls. Während ich darauf warte, dass meine Gastgeberin von der Arbeit zurückkommt, erkunde ich das Dorf. Es hat auf ganzer Länge eine interessante Struktur: eine breite Straße und mittendrin kleine Gärten mit Kulturpflanzen. Es gibt mehrere Häuser mit Holzgewölben und Lehm, anscheinend die früher typische Bauweise der Region. Diese ist noch gar nicht von der Arbeit zurück, und so muß ich erstmal ihrem Mann und einem ihrer Freunde erklären, wieso und weshalb ich überhaupt hier bin. Obwohl sie erst etwas von meinem Besuch überrascht sind, laden sie mich zu sich in die Garage ein, um die Stille des Ortes bei einem Bierchen zu genießen. Die Unterhaltung plätschert so vor sich hin. Es geht um das Oderbruch, dieses frühere Sumpfgebiet das vor über 200 Jahren auf Befehl des “Alten Fritz” oder Friedrich II., dem damaligen Grundherrn, trocken gelegt wurde. “Der alte Fritz hatte beschlossen, die Oder einige Kilometer weiter östlich umzubetten”, erklärt mir Herr Raasch.”Es wird gesagt, es sei das einzige Mal gewesen, dass er Land gewonnen hätte, ohne dass jemand sterben musste.” Jetzt verstehe ich, warum die heutigen Oderufer so flach sind, warum die Bodenqualität so gut ist und ich verstehe auch den Namen “alte Oder”, die durch Neulewin fließt. Vom Dorf sprechen wir auch. “Hier hast du die Natur und die Ruhe, eine herrliche Gegend, aber dafür musst du weit fahren, um zu arbeiten, oder aber hierbleiben, und in der Gegend sind viele unterbezahlt.” Einer von ihnen arbeitet in dem Gebäude auf der Baustelle der neuen U-Bahnlinie, die in Berlin unterm Brandenburger Tor entlangführt, der andere ist Tischler im Nachbardorf. Landwirtschaft und Gemüseanbau, die der Region früher den Spitznamen eines “Garten Berlins” einbrachten, das alles ist Vergangenheit. Die Produktionsgenossenschaften made in DDR haben sich zwar in private Unternehmen gewandelt, aber die guten Jahre sind vorbei. “Es gibt auch viele Künstler, die sich hier ansiedeln, besonders aus Berlin. Sie richten die alten Häuser wieder her und holen sich hier Inspiration.” Man merkt, wie sich die Region allmählich den durchkommenden Touristen öffnet. Hier ein Atelier, dort ein Café…
2 Kommentare zu "Von Groß Neuendorf nach Neulewin: Geschichten von gestern und ganz früher"
De tout temps, certains individus ont voulu maîtriser la nature…Mais celle-ci reprends régulièrement ses droits, lors de crues, par exemples. Zwiedziłem wczoraj bardzo ładne tereny regionu Oderbruch i miasteczko Groß Neuendorf. Przyznaje brakowało mi konkretnych wiadomości o życiu, ludziach o tym wszystkim co przychodziło mi do głowy jeżdżąc po uliczkach miasteczka, zwiedzając cmentarz i odpoczywając pod spichlerzem. A tutaj taka niespodzianka, dziękuję za garstkę wiedzy. Hinterlasse einen Kommentar
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