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Einsortiert unter (Allgemein) von traduction.allemand am 14-08-2007

Juliane, die während der nächsten Woche die Übersetzung des Veloblogs vom Französischen ins Deutsche übernimmt, hat mir davon berichtet: das Frauencafé in Groß Neuendorf, geführt von Frau Rindfleisch, darf man nicht verpassen. Glück gehabt, denn die Vorsitzende des Vereins ist gerade dabei, ihren Briefkasten zu leeren, als ich von meinem Rad steige… So erfahre ich bei einem Kaffee und einem herrlichen Stück Kuchen, wie das Abenteuer angefangen hat.

Nach der Wiedervereinigung erwies sich die Landwirtschaft als zu unrentabel und die Frauen waren damals die ersten, die ihre Arbeit verloren. Insebsondere die “jenseits der 40″, erklärt mir Frau Rindfleisch, die selbst in einer Zuckerrüben-Fabrik des Dorfs gearbeitet hat. “In diesem Alter ist es schwierig, seine Heimat zu verlassen und wieder bei null anzufangen. Wir haben also überlegt, was wir an Ort und Stelle machen können und uns entschlossen, auf Tourismus zu setzen.” 1994 wird Frau Rindfleisch zur Bürgermeisterin von Groß Neuendorf gewählt. Ein Grund, die Entwicklung der Gemeinde noch ernster zu nehmen. Noch im selben Jahr kauft die Stadtverwaltung das Dorf-Restaurant zurück, das bereits seit mehreren Jahren leer steht. Die Renovierungsarbeiten werden eingeleitet und die Mittel, die vom Hochwasser 1997 stammen, geben einen zusätzlichen Anschub: 1998 öffnet das Café seine Türen. Nachdem sie während der ersten Jahre als Freiwillige tätig waren, beschäftigt der Verein dort inzwischen sechs Frauen. Operation gelungen: arbeitslose Frauen haben sich ihren Arbeitsplatz in der Region geschaffen und das Café gewinnt an Bekanntheit.

Aber damit endet die Arbeit von Frau Rindfleisch und ihren BegleiterInnen nicht. Eine Bibliothek wird eröffnet, nicht zuletzt im Hinblick auf die Jugendlichen, die sich nicht alle einen eigenen Internetanschluß oder die Schulbücher leisten können. “Wir leisten hier auch Sozialarbeit und versorgen beispielsweise ca. 50 Senioren mit Mahlzeiten, und das im Umkreis von bis zu 70 km, häufig in abgelegenen Ecken, wo keine Firma sich um sie kümmern würde.”

Aber die Geschichte des Frauencafés von Groß Neuendorf zeigt nicht nur, wie die Frauen der ehemaligen DDR ihr Schicksal nach der Wiedervereinigung in die eigene Hand nehmen. Das Café sieht sich auch als regionaler Akteur im Oderbruch. “Wir organisieren Begegnungen zwischen deutschen und polnischen Künstlern und auch thematische Veranstaltungen mit dem Ziel, die Region als eine Einheit zu betrachten”, erklärt mir die Vorsitzende des vielseitigen Vereins. Deutsche und Polen hätten sich sehr für das Thema des letzten Jahres interessiert: die 300jährige Nachbarschaft und die Frage der Vertreibung der Bevölkerung. “Die diesjährige Ausstellung, 10 Jahre nach der Oderflut, hatte ebenso großen Erfolg.” Und schon plant das kleine Team für den Herbst eine neue Ausstellung zu einem weiteren grenzüberschreitenden Thema, den Kindersoldaten im Zweiten Weltkrieg.

Frau Rindfleisch gesteht mir mit einem Lächeln, dass sie sich vielleicht gar nicht auf das Abenteuer eingelassen hätte, hätte sie damals geahnt, wieviel Energie das Café sie kosten würde! Und fügt hinzu, dass sie so langsam anfängt, neue Mitarbeiter zu suchen, die ein klitzekleines bißchen jünger sind, und die den Staffelstab dann übernehmen.



1 Kommentar zu "Von diesem Frauencafé in Groß Neuendorf"
fr hervé am 19. August 2007 um 23:41

Admirables, ces femmes! Bravo!

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