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Archiv für den 16. August 2007

Aug
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Einsortiert unter (Allgemein) von traduction.allemand am 16.08.2007

Ungefähr fünf Kilometer von der Grenze entfernt erliege ich dem Charme des hoch gelegenen Dorfes Cedyna, einer Mischung aus alten Gemäuern und Sozialwohnungen mitten im Grünen. Das Zentrum der Gemeinde ist ziemlich belebt und es gibt viele Geschäfte. Wenn man den Schildern in der Sprache Goethes glauben kann, dann kommen immer noch einige Deutsche hierher. Und genießen vielleicht den Luxus des Hotel-Restaurants, das sich im ehemals bedeutenden Zisterzienserkloster befindet.

“Der Chef hat es 1997 gekauft und Ende 2005 haben wir eröffnet, nachdem die Restaurationsarbeiten erst einmal abgeschlossen waren.” Radosław Altheim, der Hauptgeschäftsführer, erzählt mir die Geschichte des Anwesens. Das Fundament stammt aus dem 13. Jahrhundert. Der mittelalterliche Stil des Zisterzienserklosters, in dem bis 1555 Nonnen wohnten, ist immer noch erkennbar, ob es sich um die Fenster des Refektoriums handelt (die heutige Rezeption) oder um die Sandsteintore des Restaurants. Dabei stand die Klosteranlage mehrfach in Brand. Die Kirche, der Brunnen und die Ställe sind verschwunden, nur die Mauerreste verraten dem aufmerksamen Betrachter, dass sie einst hier gewesen sind. “Wir haben hier noch keine archäologischen Untersuchungen betrieben, aber der Boden ist sicher reich an Schätzen aller Art.” Hier und dort kann man Spuren der Vergangenheit entdecken. Im ersten Stock, in den früheren Zellen des Klosters, kann man geschmackvoll eingerichtete Zimmer, Wohnungen und eine Lounge mieten, wenn man das Geld dazu hat. “Unsere Kunden sind insbesondere Deutsche und Niederländer”, sagt Radosław und fügt an, die Preise seien deutsch. “Und der Saal wird regelmäßig für Konferenzen und Hochzeitsfeiern gemietet.” Die Umgebung ist traumhaft, und diverse Leistungen werden geboten: Internet, Klimaanlage oder eine Sauna. Alles, um ein Leben wie auf einem Schloß zu führen oder ganz einfach einen Kaffee zu trinken, während man die Panorama- Aussicht genießt und sich die Geschichte der Anlage erzählen und zeigen lässt.



Aug
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Stellt Euch ein ganz kleines Dorf am Ufer der Oder vor, mit alten Gebäuden und ein paar Jugendlichen auf der Straße… und mit einem Geschäft, dem Sklep, wo mir vielleicht jemand sagen kann, wo ich ein Zimmer für die Nacht finden kann, in der es sicher regnen wird.

Zahlreiche Menschen, die ich auf dem Weg getroffen habe, haben mich gefragt, wie das so läuft in Polen, wie man sich verständlich macht, wenn man kein Polnisch spricht usw. usw. Ich würde ganz einfach den Sklep empfehlen. Der Sklep, das ist meist ein kleiner Laden, in dem man sich mit Nahrungsmitteln ebenso wie mit Schuhcreme und Zahnpasta versorgen kann, wenn man sie gerade braucht. Aber Vorsicht, bummelt ja nicht zwischen den Regalen herum, nein: ihr müsst der Person an der Kasse sagen, was ihr möchtet, und sie gibt es Euch dann. Wenn dann Spaghetti nicht Spaghetti heißen, lockert das die Atmosphäre! Mit einem Lächeln und vielen Gebärden ist das Abendessen sichergestellt. Und eine andere Kundin, eine Frau aus dem Dorf, nimmt mich unter ihre Fittiche: wir werden ein Zimmer für die Nacht finden. Keine Sorge, sie kennt das, das Herumfahren mit dem Rad. In ihrer Jugend ist sie auch die Straßen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands entlanggeradelt. Jeder in seiner Sprache, jeder mit seiner Mimik, verstehen wir uns, und manchmal auch nicht. Dann stehen wir plötzlich vor dem früheren Wohnsitz des hiesigen Lehnsherrn. Ein schönes Gebäude, das gerade renoviert wird. Die Ställe wurden zu Zimmern umgebaut. Wir müssen den Besitzer mit dem Handy anrufen, damit er kommt und uns die Tür aufmacht. Kein Netz. Wir fragen die Nachbarn: kein Telefon. Aber kein Grund zur Panik: Die Frau mit dem Fahrrad fährt ihr Handy holen und läßt mich zum Schwatzen mit den Nachbarn zurück. Toll: wir unterhalten uns über das Veloblog, darüber, dass ich vielleicht mal meine Eltern anrufen sollte, damit sie sich keine Sorgen machen, und zum wiederholten Male über die weiten polnischen Wälder.

Dann kommt der Besitzer mit seiner Familie an. Die Türen öffnen sich und ich habe soeben ein Dach überm Kopf gefunden, in einem ehemaligen Bauernhof, der vor fünf Jahren mit dem Ziel gekauft wurde, eine schöne Etappe für die die Region bereisenden Menschen darzustellen. Hier kleine Papageien, dort Pfauen oder vietnamesische Schweine (zahm… in einem Gehege), ein kleiner Teich und ein Grenzstein, der sich in den Hof verirrt zu haben scheint. Der Besitzer zeigt mir seine Antiquitätensammlung in einer Scheune und gibt mir Tipps für die Nacht: die Türen gut verschlossen halten, niemandem aufmachen etc. Verstanden. Nichtsdestotrotz ein kleiner Spaziergang an die Oder… und die Kirche vor einem rosa Abendhimmel…

Viele könnten sich jetzt fragen, was man in diesem Nest machen kann, aber ich versichere Euch, es hat alles, um einen schönen Abend zu verbringen!



Aug
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Nicht weit entfernt von einer Eisenbahnbrücke über die Oder, von der viele sich die Wiederinbetriebnahme wünschen, mache ich eine kleine Pause zum Picknick, bevor es weiter geht, um Hohenwutzen zu erkunden.

Die kleine Gemeinde kann in ihrer Hauptstraße die Autos zählen, die zu den Tankstellen, Friseurläden und übertriebenen Märkten auf der polnischen Seite fahren. Viele Berliner Nummernschilder: wir sind an dem Ort, an dem Polen geografisch gesprochen der deutschen Hauptstadt am nächsten ist. “Hier fahren alle nur durch. Von ein paar Fahrradtouristen im Sommer mal abgesehen, ist es hier tot”, sagt die Inhaberin eines kleinen Supermarkts auf der deutschen Seite. Ihr Geschäft hätte keine Chance, wäre es nicht so nah am Fahrkartenautomaten. Und sie fügt hinzu, dass man hier mit einem Hartz IV-Empfänger pro Familie rechnen kann.

Dank meines Fahrrads überhole ich die etwa 30 an der Grenze stehenden Autos und “bewundere” das Berliner Center. Alles ist auf deutsch. Vom “kostenlosen und überwachten” Parkplatz bis hin zur Tankstelle “mit deutschem Personal”. Und die unendlich kleinen Büdchen spiegeln einmal mehr die wirtschaftlichen Unterschiede der beiden Regionen wider. Hier Konsumenten, dort Verkäufer. Zwischen zwei Dörfern, inmitten einer wunderschönen Landschaft, aber in der Nähe eines Grenzübergangs. Ich denke über den Beitritt Polens zum Schengener Abkommen Anfang nächsten Jahres nach…



Aug
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Die regionalen Auswirkungen des kleinen Theaters in Zollbrücke sind schon bei den Nachbarn spürbar. Die Ziegenfarm der Familie Rubin erreicht ihre höchsten Verkaufszahlen an den Aufführungstagen. Das vertraut mir Michael Rubin an, der Chef des Unternehmens, der sich vor knapp 9 Jahren in dieses Abenteuer gestürzt hat.

“Damals war ich arbeitslos, ich musste irgendetwas versuchen, warum also nicht Ziegen. Wir haben uns ca. 60 weiße Ziegen aus der Tschechischen Republik geholt, eine edle Sorte”, erinnert sich Herr Rubin. Zu dieser Zeit war die Tschechische Republik noch nicht in der EU und an all die Formalitäten, um die Tiere einzuführen, erinnert sich Herr Rubin gut! Aber die EU bringt auch so ihre Schwierigkeiten mit sich. Die Marken in den Ohren der Tiere führen zu Infektionen, und die Biomasse-Subventionen lassen den Getreidepreis rasend schnell steigen, so dass auch der Preis der Tiernahrung stark ansteigt. “Wir sind ständig am Rechnen”, sagt Herr Rubin. Damit sind wir in einer Logik, die mir bisher völlig verborgen blieb: “Wir haben auf natürliche Vermehrung durch Paarung und nicht künstliche Besamung gesetzt, aber das bedeutet zusätzliche Kosten. Zum einen muss der Bock gefüttert werden, zum anderen ist die Aufteilung in männliche und weibliche Tiere eher zufällig, was sich auf die Milchabgabe auswirkt.” Noch weitere Entscheidungen wirken sich auf die Abrechnung aus, wie beispielsweise die Frage, ob man die Zicklein nach der Geburt so lang wie möglich saugen lässt, damit sie widerstandsfähiger werden - oder sie so schnell wie möglich entwöhnt, um mehr Milch zu haben. “Kein Tag gleicht dem anderen”, sagt mir Herr Rubin während er mich auf dem Gehöft herumführt, vom Stall über den Melkraum ins Geschäft, in dem regionale Erzeugnisse verkauft werden.

Nachdem sie mir Unterkunft und Abendessen angeboten haben, erzählen mir Herr und Frau Rubin, dass Ziegenmilchprodukte auf den polnischen Märkten besser angenommen werden als auf den deutschen. Mit dem Ergebnis, dass jetzt beide Polnisch lernen. “Das hat Vorteile, wenn man mit den Kunden spricht”, sagt Herr Rubin. “Momentan haben wir einen Dolmetscher, aber auch das ist eine Kostenfrage.”

Ganz die Geschäftsführer! Auch die meteorologischen Bedingungen, die Temperaturschwankungen der letzten Zeit sind nicht gut: die Ziegen scheinen verstört und geben weniger Milch als üblich. “2,5 Liter im Schnitt anstelle von 3,5.” Wenn das Klima sich wandelt, haben die Gäste der Familie Rubin vielleicht nicht mehr die Möglichkeit, zum Frühstück die Produkte des Hofs zu kosten: Käse, Milch und Salami - und auch nicht ein Eis aus Ziegenmilch zu probieren, wenn sie den Hof besuchen…



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