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Archiv für den 15. August 2007

Aug
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Einsortiert unter (Allgemein) von traduction.allemand am 15.08.2007

Schon in Berlin habe ich von dem kleinen “Theater am Rand” gehört. In die Lanschaft eingegliedert und diese in seinen Aufführungen wieder aufnehmend, liegt es ein paar Kilometer nördlich von Neulewin, nicht weit von den Ufern der Oder, in dem winzig kleinen Dorf Zollbrücke, neben einem riesigen Parkplatz.

“Hunderte Zuschauer kommen zu den Vorstellungen”, erklärt mir das Schweizer Paar, das aus Berlin gekommen ist, um auf das Haus des berühmten Hausherrn Tobias Morgenstern, einem gefeierten Musiker aus der DDR und Gründervater des Projekts, aufzupassen. Sie führen mich ins Esszimmer von etwa 30 qm, in dem die erste Aufführung vor gut sechzig wie Sardinen gedrängten Menschen stattfand. “Tobias hatte seine Idee im Kopf und Jahr für Jahr hat er sein Theater aufgebaut.” Nach den Vorführungen im Esszimmer wechselten die Zuschauer in den Garten, in dem das Wetter während der Stücke mal Regen, mal Sonnenschein bescherte. Die Zuschauertribünen aus Holz erhielten als erste ein Dach, kurz darauf auch die Bühne. “Tobias hat die ortsansässigen Handwerker gebeten, das Theater mit aufzubauen; das war auch ein Wunsch von ihm, die Region in das Projekt mit einzubeziehen. Darüber hinaus war die Landschaft immer Teil der Ausstattung - die Mauern öffnen sich, so dass sie vor den Augen der Zuschauer sichtbar wird.” Dann zeigen sie mir ein aufgelaufenes Schiffswrack im Garten, das für Hermann Hesses Roman Siddharta verwendet wurde, nachdem das Stück fürs Theater adaptiert wurde. “Die meisten Stücke schreibt Thomas Rühmann”, fügen die beiden Schweizer hinzu, und empfehlen mir wiederzukommen, wenn die Sommerpause wieder vorbei ist. Dieser Ratschlag fällt bei mir sicher nicht auf taube Ohren…



Aug
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Wenn die Leute hier von der Fähre sprechen, dann nie ohne eine gewisse Belustigung. Das liegt daran, dass man schon ein Weilchen auf sie wartet. Herr Skor vom Verein “Bez Granic – ohne Grenzen” kennt sich damit aus. “Die Deutschen wollten die Fähre, um eine alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verband sie die Gehöfte der heute polnischen Seite mit den Feldern der heute deutschen Seite. Später, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, beherbergten Hotels und Restaurants die Touristen, oft Berliner, die zum Baden gekommen waren. Durch den Zweiten Weltkrieg wurde die Fähre zwischen beiden Seiten abgeschafft. Bis 1990. “Dann haben die Deutschen 1992 beschlossen, sie wieder in Betrieb zu nehmen, aber die Polen verhielten sich ablehnend”, erklärt mir Herr Skor. “Erst 2004 haben sie das wirtschaftliche Interesse verstanden, dass die Fähre ihren Märkten neue Konsumenten bringt.”

Es folgen die Formalitäten und ein langer Weg der Diplomatie. “Zu jeder Wahl in Polen wird das Thema wieder neu aufgegriffen, denn die alte Regierung wird immer von einer neuen abgelöst.”, erzählt mir Herr Skor nicht ohne eine gewissen Belustigung. “Kurz vor Weihnachten 2006 erfuhren wir die gute Nachricht: zustimmende diplomatische Vermerke auf deutscher wie auf polnischer Seite, die Vorbereitungen für die Einrichtung einer Fährverbindung können losgehen!”

Aus finanziellen Gründen ist die polnische Seite für den Bau der Anlagen zuständig. Die für März geplante Einweihung musste auf Juni verschoben werden, schließlich auf den Herbst. Und - Ironie der Geschichte - diesmal kann niemand sagen, die Polen hätten sich nicht an den Termin gehalten. Denn es war ein deutsches Bauteil, das zum Weiterbau fehlte…

Auf jeden Fall freut man sich hier wie dort auf die Fähre, ob sie nun am 2. September oder Anfang Oktober eingeweiht wird.



Aug
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Bis jetzt habe ich Euch nicht dazu angeregt, Eure Lefzen beben zu lassen, obwohl auf meinem Weg eine regionale Spezialität der anderen folgt. Hier Gewürzgurken, dort Eisbein. Zahlreiche Gastgeber stellten mir Rezepte vor, die mir bis jetzt völlig unbekannt waren.

Deshalb an dieser Stelle das Rezept für eine Soljanka. Sie ist wirklich leicht zuzubereiten - für alle diejenigen, die mit Cordon Bleu Probleme haben.
Zutaten für 4 Personen:

-300 g Räucherwurst mit Knoblauch
-300 g Salami
-3 große Gewürzgurken
-4 Lorbeerblätter
-9 kleine Pimentkörner
-2 Tomaten
-500 ml Ketchup

Wurst und Salami in einer Pfanne anbraten,
die übrigen Zutaten in einem Topf bei kleiner Hitze mischen,
das angebratene Fleisch hinzugeben und für eine halbe Stunde köcheln lassen, dabei regelmäßig etwas Wasser nachgeben, damit das Ganze nicht zu dick wird.
Die Suppe heiß servieren und Brot dazu reichen.

Na dann, an den Herd!



Aug
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Beim Frühstück erzählte mir Frau Raasch mitten in einer Diskussion um das Schulsystem, das heute so viel weniger anziehend sei als das der DDR - für die Kinder wie auch für die Muttis - von einem grenzüberschreitenden Projekt. “Die machen viele Dinge mit Polen und entwickeln auch Jugendprojekte.”

Auf diese Weise übrigens stellt sich “Bez Granic – ohne Grenzen” vor: ein Projekt, das es sich zum Ziel gemacht hat, die Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Gemeinden in der Oder-Grenzregion zu entwickeln, die kulturelle Identität und den wirtschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, indem man insbesondere auf touristisches Marketing setzt. Das war 2004. Seither hat die Initiative den Namen “Eurodistrict Oderland-Nadodrze” (EDON) und hat im Rahmen des EU-Programms INTERact unter dem Namen “Border Crossing” Unterstützung aus Brüssel erhalten. Herr Pfeil, Koordinator von Border Crossing, erklärt mir, dass die Initiative sich bemüht, ein europäischer Zusammenschluß der territorialen Zusammenarbeit zu werden. Aber das spielt keine Rolle, hier sprechen nach wie vor alle von “Bez Granic”; die Leitlinien bleiben ohnehin die gleichen: 25 deutsche und polnische Kommunen, die sich über ein Gebiet von 4300 km² erstrecken, kooperieren miteinander, um gegen die hohe Arbeitslosigkeit, die unzureichende Infrastruktur und den Bevölkerungsrückgang in der Region zu kämpfen - und um das touristische und wirtschaftliche Potential dieser zwischen Berlin, Stettin und Posen gelegenen Region zu entwickeln. “Inzwischen wird unser Symbol wiedererkannt”, sagt mir Herr Pfeil, während er mir die Odernixe, auf polnisch Syrenka, zeigt. Diese ist mir nicht unbekannt: sie markiert die Radwanderwege entlang der Oder…

Im Nachbarbüro berichtet mir Herr Skor, der Vereinsvorsitzende, noch ein bisschen mehr: “Unsere Struktur ist vielseitig. Wir haben den Status eines Vereins, einer interkommunalen Kooperation und eines Wirtschaftsunternehmens. Damit können wir überall gleichermaßen präsent sein und hoffen so unser Ziel zu erreichen, nämlich dass im Jahr 2013 keine externen Zuschüsse für die Region mehr nötig sein werden.” Ihm zufolge spricht die Oderregion die Menschen an, erst recht nach dem Hochwasser von 1997. “Wir haben uns entschlossen, den Tourismus zu einem Schwerpunkt unserer Zusammenarbeit mit den Polen zu machen. Hier in der Region herrscht Aufbruchstimmung in der Branche und es ist leicht, wirtschaftliche Brücken von beiden Seiten der Oder zu schlagen.” Der erste Schritt auf einem langen Weg für Herrn Skor, der mir schildert, dass diese interkulturelle Arbeit auch nicht immer leicht sei, da sich jeder entsprechend seiner unterschiedlichen kulturellen Herkunft verhalte.

Nichtsdestotrotz reihen sich die Initiativen aneinander, um die Oderregion bekannt zu machen, sie zu beleben und Arbeit zu schaffen - mit der Aussicht, die bestehenden Projekte enger miteinander zu verknüpfen. Noch einmal stellt man mir das Rezeptbuch “Oder Culinarium” (ISBN 978-3-930745-02-9 ; Editions Edisohn 2007) vor. Ich hatte es bereits im Frauencafé in Groß Neuendorf einmal durchgeblättert, wo Frau Rindfleisch mir erklärt hat, dass es sich um Rezepte handelt, die auf regionalen Zutaten beruhen. Guten Appetit?!



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