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Archiv für den 31. Juli 2007

Jul
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Einsortiert unter (Allgemein) von traduction.allemand am 31.07.2007

Mit 75 Jahren hat Irmgard Schneider weißes Haar, aber das ist auch schon alles! Voller Tatendrang und Energie erklärt mir diese kleine Dame die Aktivitäten ihres Vereins „Pro Guben“ in vollem Umfang. Eine wahre Sammlung guter Ideen und Pläne!

Es begann alles 1994 bei einem Treffen mit einem Engländer, der hierher kam, um gegen den Abriss Hornos durch die Kohlemine bei Jänschwalde zu demonstrieren (wir haben davon gehört!). Auf einmal stellte sich auch Frau Schneider wieder die Frage, ob die Wüsten, die sich von Cottbus bis zur Grenze ziehen, denn wirklich nötig seien: „Nun, nachdem die Wiedervereinigung statt gefunden hat, können wir uns doch auf andere Energiequellen als die Kohle konzentrieren.“ Für die Präsidentin des Vereins Pro Guben e.V. handelt es sich sogar um eine Pflicht der Region: „ Es gibt nicht mehr so viel Industrie wie zuvor, die Gegend muss ihre Infrastruktur erneuern. Und wofür braucht man die Bewohner? Zum Essen, zum Trinken und zum Nutzen der elektrischen Energie.“

Seitdem gibt es den Verein. Seitdem wurden viele verschiedene Aktivitäten von Frau Schneider in Angriff genommen. Ein einfaches Beispiel: das mit den Äpfeln von Guben. Warum sollten sie auf dem Komposthaufen verrotten, wenn doch die Leute ihre Einkaufswagen in den Supermärkten wieder mit Apfelsaft vollpacken? Verschwendung. Es wurde ein ganzes System ins Leben gerufen, indem man alle Bauern, Gärtner und anderen Besitzer von Apfelbäumen aufrief, ihre Äpfel zu einer Sammelstelle zu bringen. Von dort aus wurden die Früchte zum Entsaften gefahren und jeder konnte für wenig Geld den daraus gewonnenen Apfelsaft kaufen. Durch den gemeinsamen Transport wird auch der CO2-Ausstoß reduziert. Aber für Frau Schneider ist das noch nicht alles. Warum kann man daraus nicht noch mehr Nutzen ziehen, indem man sämtliche Sorten der Region auflistet und die Vielfalt der Sorten von damals und heute vergleicht?

2003 wurde ein Verzeichnis erstellt. Mehr als 400 verschiedene Sorten werden darin derzeit aufgeführt, darunter die berühmte Warraschker aus Guben. In dieser Gelegenheit sah man Anlass genug, die Pomologische Gesellschaft, die bereits vor 200 Jahren existierte, wieder ins Leben zu rufen. „Und für das Apfelfest und das Stadtfest haben wir traditionelle Kostüme vorbereitet. Das ist der Teil unserer Aktivitäten, der uns erlaubt, ein wenig die Lasten des Alltags zu vergessen.“
Über die Herstellung der Kostüme kamen wir auf die Zusammenarbeit des Vereins Pro Guben e.V. mit Gubin zu sprechen. „Wir kennen vierzig Frauen aus Gubin, sie begleiten uns regelmäßig auf unseren Ausflügen und singen fabelhafte polnische Lieder, die Leute haben ihre Meinung geändert!“ Dabei zeigt sie mir die Bilder von einem Ausflug nach Berlin ins Britz-Viertel. Alle Frauen haben sich die Kostüme der verschiedenen Epochen angezogen: aus der Zeit der Apfelblüte von 1787, von 1846, als die erste Bahnverbindung zwischen Guben und Berlin fertig gestellt wurde, von 1850 die Hutmacherei und so weiter. „Wir waren richtige Stars, jeder hat uns fotografiert!“, sagt Frau Schneider lachend.

Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen, zwischen den Bewohnern Gubens und Gubins liegt ihr am Herzen. „Als uns die Polen sagten, sie wüssten gerne mehr über die Geschichte ihrer Stadt, haben wir die Übersetzungen für ihr kleines Museum organisiert“ , erzählt mir Frau Schneider weiter, indem sie mir eine Tafel über das Leben von Hugo Jentsch zeigt, einer lokalen Persönlichkeit, die das Museum, das heute auf der anderen Seite liegt, eröffnet hat.
Dass die Arbeit mit den Polen und den erneuerbaren Energien, die beiden Steckenpferde von Frau Schneider sind, das versteht man schnell. Fasziniert höre ich der Siebzigjährigen zu, wie sie von neuer Technik in der Landwirtschaft und der Gewinnung von Elektrizität, im Zusammenhang mit dem Naturschutz, spricht. „Wir legen zum Beispiel einen Schwerpunkt auf die Verbrennung von Biomasse aus Preschen“, sagt mir Frau Schneider. „Und wir erklären den Bauern, dass sie weder Arbeit noch Geld verlieren, wenn sie Pflanzen zum Verbrennen aussäen.“ Aber die Resonanz in der Gegend bleibt noch immer schwach. Viele haben Angst, dass sie ihre Arbeit verlieren, wenn die Kohlemine aufhört zu graben.

Aber Frau Schneider fehlt es nicht an Energie: Immer mittwochs von 9 bis 12 kann jeder nach Guben in die Gasstraße 8 kommen und seine Fragen, Ideen und Anregungen vorbringen. Warum auch nicht der ultradynamischen Frau, die sich bei der Bundesliga für Solarenergie angemeldet hat und jetzt beim Europagarten für Kultur aus der Region 2013 mitmachen möchte, eine Hand reichen? 10 Jahre nach der Überschwemmung hat Frau Schneider keine Zeit, mir mehr davon zu erzählen, aber sie wird höchstwahrscheinlich am 11. August in Frankfurt/Oder – Słubice unter uns sein und uns „ihre kleinen Geschichten“, wie sie sagt, erzählen. Vielleicht haben Sie auf Ihrer Reise die Möglichkeit, dieses Energiebündel zu treffen?



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