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Archiv für den 21. Juli 2007

Jul
21
Einsortiert unter (Allgemein) von traduction.allemand am 21.07.2007

Das Treffen ist für neun Uhr auf der Brücke, die Görlitz und Zgorzelec verbindet, angesetzt. Ungefähr zwanzig junge Deutsche und Polen sind taufrisch und gut ausgerüstet gekommen, um gemeinsam dieses neue Abenteuer zu beginnen. Sie fahren auch die Oder-Neiße-Grenze hoch. Jedoch um einiges sportlicher als das Veloblog: 50 bis 70 Kilometer stehen täglich auf dem Programm. Da sage noch einer, die Jugend sei faul!

Gestern Abend haben die Organisatoren vom Verein Wir-My noch die letzten Details geregelt. Janusz, der aus Frankfurt/Oder-Słubice gekommen ist, ist zur Gruppe dazugestoßen, um die Übersetzungen während der Reise zu gewährleisten. Den Kühlschrank und das Gepäck der Teilnehmer nimmt Klaus in seinem Transporter mit, die Teilnehmer setzen ihre Helme auf. Alle sind soweit, ein kleiner Schwatz und dann wird zur Abfahrt gepfiffen!

Dieser erste Tag gibt den Ton an. Seinen Ausweis auspacken, einpacken, wieder auspacken. Die Jugendlichen passieren die Grenzposten einen nach dem anderen: von Görlitz nach Zgorzelec (1), dann zur neuen Brücke in Pieńsk (1), der Posten von Podrosche/Przewóz und endlich der von Bad Muskau. Einige geben zu, dass sie nicht mehr genau wissen, auf welcher Seite sie sich befinden! Und das ist das Ziel: zu zeigen, dass die Grenze vor allem willkürlich ist.

Micha, der Vorreiter des Abenteuers, ist in seiner Jugend selbst viel in Grenzregionen unterwegs gewesen und hat auf diesen internationalen Reisen Erfahrungen gesammelt. Die Begeisterung und die Offenheit des Geistes, die er daraus mitgenommen hat, hofft er den Jugendlichen, die sich auf dieses Abenteuer eingelassen haben, weitergeben zu können.

Die meisten der deutschen und polnischen Teilnehmer sind zwischen 14 und 18 Jahre alt, kommen aus Görlitz und Zgorzelec oder deren Umgebung und haben oft durch ihre Schule von dem Fahrradprojekt erfahren. Es gibt wohl nichts praktischeres, als danach Erinnerungen auszutauschen, schöne Erlebnisse genauso wie die Augenblicke der Erschöpfung. Es genügt, einen Grenzposten zu passieren, so oder so, um sich auf der eigenen oder der anderen Seite der Grenze wieder zu treffen… Zum Wohlgefallen der Organisatoren (1, 2)!

Letztere haben auf dem Weg Kulturetappen ausgeheckt. An diesem ersten Tag wird erklärt, was mit der Gemeinde von Tormersdorf geschehen ist, die am Ende des Zweiten Weltkrieges von der Karte gestrichen wurde. Einige Kilometer weiter nördlich, in Rothenburg, informiert sie der Pfarrer von Martinshof kurz und bündig über die Geschichte des Ortes. Ein Zentrum für Behinderte, das während des Dritten Reiches teilweise evakuiert wurde, danach ein jüdisches Ghetto, in dem sich ungefähr 700 Menschen aufhielten, von denen ein großer Teil später in Konzentrationslager gebracht wurde. Nach dem Krieg wurde dieses stark zerstörte Zentrum der Protestantischen Kirche übergeben. Heute nimmt Martinshof wieder Behinderte und alte Menschen auf und erinnert sich.

Unterwegs wird den Jugendlichen so die Geschichte der Region erzählt, über die Kilometer verteilt und immer in zwei Sprachen, wobei sich Janusz sowohl um die deutsche als auch die polnische Übersetzung kümmert. Die Sprache des anderen wird mehr oder weniger gut gemeistert: einige sind in zweisprachigen Familien aufgewachsen, andere sprechen eine Sprache zu Hause, die andere in der Schule. Und einige beherrschen nur ihre Muttersprache. Aber das ist nicht weiter tragisch, im schlimmsten Fall kann man sich immer noch auf englisch oder mit Händen und Füßen verständigen!

Am Ende des Tages sind alle etwas erschöpft von den gefahrenen 70 Kilometern und freuen sich auf das angekündigte Grillen (1, 2). Die Versorgung wird von der benachbarten Turmvilla sicher gestellt, wo die Gruppe die Nacht verbringen wird. Aber Wojtek begnügt sich nicht damit zu kochen: er führt die Jugendlichen quer durchs Gehölz und zeigt ihnen die Überreste der Kutschig-Mühle an der Neiße, ungefähr zehn Kilometer südlich von Bad Muskau. Ein berühmter Erholungsort im 19. Jahrhundert, heute ziemlich verlassen… Das Wasserwehr selbst ist verschwunden, aber das Baden ist immer noch möglich und die Jugendlichen lassen sich das nicht entgehen! Eine Brille verschwindet einen Moment im Wasser… um kurz darauf wieder aufzutauchen. Die Atmosphäre ist ausgelassen und so wird die ein oder andere Bekanntschaft geschlossen, trotz verschiedener Sprachen, Räder und anderer Unterschiede.

Die kleine Gruppe wird sicher voller Erinnerungen zu ihrer ersten Herberge, der Turmvilla in Bad Muskau, zurückkehren. Es ist ein kleines zweisprachiges Tagebuch vorgesehen. Und um die Interaktivität dieser kleinen Welt auf beiden Seiten der Grenze zu unterstützen, öffnet sich das Veloblog den Jugendlichen: sie alle sollen sich auf Veloblog äußern, Eindrücke austauschen, in der eigenen oder der anderen Sprache… Einfach die “Kommentar”-Funktion benutzen.

Unsere Wege trennen sich nun, ich nehme wieder meinen Schneckenrhythmus auf, aber: Euch allen eine gute Reise! Ich hoffe, Klaus am Steuer seines Transporters auf seinem Rückweg wieder zu treffen. Er wird mir sicher von euren nächsten Abenteuern entlang der Neiße und Oder erzählen…



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